Glaube ist wie Kaffee

Ich liebe Kaffee. Ehrlich gesagt: Ohne Kaffee am Morgen bin ich nur bedingt gesellschaftsfähig. Meine Familie weiß das und hält sich dann erstmal dezent zurück. Erst wenn die erste Tasse geschafft ist, bin ich betriebsbereit. Kaffee macht was mit mir. Er wärmt mich, trägt mich durch den Tag und weckt mich auf. Und dabei ist mir neulich aufgefallen: So ähnlich funktioniert eigentlich auch der Glaube.

Glaube wärmt. Nicht, weil er immer alles leicht macht. Sondern weil er in den kalten Stunden des Lebens da ist. Wenn Sorgen wie Novembernebel ins Herz kriechen, wenn die Nachrichten die Welt wieder einmal finster zeichnen und einem die Kälte der Ereignisse bis in die Knochen fährt, dann tut es gut, wenn von innen her noch etwas warm hält. Ein Zuspruch, ein Versprechen, das bleibt: „Ich bin bei euch alle Tage bis an der Welt Ende.“ (Matthäus 28,20). So wie die erste heiße Tasse Kaffee an einem frostigen Morgen, wenn der Atem sichtbar ist und der Tag noch in seinen Anfängen steckt. Glaube wärmt die Seele, wenn die Umstände auskühlen.

Glaube trägt. Nicht immer mit Leichtigkeit, aber mit Kraft. So wie ein starker Kaffee am Nachmittag, wenn die Müdigkeit zuschlägt und die Aufgabenliste nicht kürzer wird. Der Glaube sagt nicht: „Es wird schon alles gut.“ Er sagt: „Es wird gehalten, was auch geschieht.“ Paulus schreibt: „Meine Kraft ist in den Schwachen mächtig.“ (2. Korinther 12,9). Da wird nicht die Last kleiner, aber die Tragfähigkeit größer. Glaube ist wie der gute Tragegriff an der vollen Einkaufstasche: Manchmal schneidet er ein, aber er hält.

Und Glaube weckt. Nicht nur morgens, sondern immer wieder, wenn wir einschlafen könnten in unserer Bequemlichkeit, unserer Gleichgültigkeit, unserem Alltagstrott. Wie der Duft von frischem Kaffee durch die Wohnung zieht und Leben in die Bude bringt, so ruft der Glaube uns immer wieder wach. Zur Wachsamkeit gegenüber dem, was wirklich zählt. Zur Aufmerksamkeit für den Nächsten. Zum Hören auf Gottes Wort. „Wach auf, der du schläfst, und steh auf von den Toten, so wird dich Christus erleuchten.“ (Epheser 5,14).

Glaube macht uns nicht immun gegen den Ernst des Lebens, aber er macht uns munter, warmherzig und tragfähig. So wie eine gute Tasse Kaffee. Und darum sage ich morgens nach dem ersten Schluck: „Danke, Herr, für Kaffee und Glauben. Ohne die beiden wäre ich nur halb der Mensch, der ich sein könnte.“

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