Manche Geschichten beginnen ganz harmlos. Zum Beispiel beim Einkaufen. Man geht zu zweit los, hat einen Zettel in der Tasche, auf dem die Grundbedürfnisse des Alltags notiert sind: Brot, Milch, Bananen. Es gibt Dinge, die fehlen immer. Und manchmal hat man Glück: ganz hinten in der letzten Reihe wartet ein Einkaufswagen, ein bisschen aus der Spur, aber immerhin. Er rollt. Zwar mit Linksdrall, aber das bekommt man hin. Routine.
In der Metzgerei steht man dann zusammen, überlegt kurz, was noch fehlt. Und während man sich nur einen Moment der Kühltheke zuwendet, ist er auf einmal weg. Der Wagen. Verschwunden. Und mit ihm: Brot, Milch, Bananen. Tja – Einkaufswagen sehen eben alle gleich aus. Jemand hat ihn wohl irrtümlich für seinen gehalten. Kann ja mal passieren.
Alles noch mal zusammensuchen. Kein Drama. Aber es ist doch ein bisschen wie im richtigen Leben. Da glauben wir auch, dass das, was wir da so mit uns herumschieben, uns gehört. Dass wir Anspruch haben auf das, was wir tragen – und sei es nur für eine Weile. Und dann passiert’s: jemand anderes nimmt’s mit. Aus Versehen. Und man steht da, ohne das, was einem selbstverständlich war. Gesundheit, Zeit, Hoffnung. Futsch. Einfach so.
Jesus erzählt einmal von einem Hirten, der hundert Schafe hat. Und eines geht verloren. Und was tut der Hirte? Er lässt die 99 zurück. Und macht sich auf die Suche. So lange, bis er das eine wiedergefunden hat. (Lukas 15,4–6)
Gott ist wie dieser Hirte. Der merkt sofort, wenn einer fehlt. Und der lässt nicht locker. Der sucht und findet. Auch im Supermarkt des Lebens. Auch wenn wir schief rollen. Auch wenn wir mal abhanden kommen. Hauptsache: am Ende kommen wir wieder heim.
Übrigens: Der Einkaufswagen tauchte wieder auf – allerdings erst, als längst alles doppelt im neuen Wagen lag.