Es ist erstaunlich, was diese kleinen Kästchen da auf dem Armaturenbrett alles können. Mein Navi zum Beispiel spricht mit mir in einem Tonfall, der irgendwo zwischen strenger Gouvernante und geduldiger Erziehungsberechtigten liegt. „Bitte wenden!“ ruft es, wenn ich mich mal wieder standhaft geweigert habe, seinen Vorschlägen Folge zu leisten. Manchmal hat man fast das Gefühl, das Gerät sei persönlich beleidigt, wenn man sich nicht an seine Ansagen hält. Und doch vertraue ich ihm – meistens. Nur nicht immer.
Denn ich kenne ja auch die Tücken. Es hat mich schon durch Feldwege geschickt, auf denen eigentlich nur Traktoren glücklich werden. Und neulich lotste es mich schnurstracks in eine Sackgasse, in der ein Baustellenfahrzeug parkte, das ganz offensichtlich nicht damit rechnete, dass jemand auf die Idee kommt, hierherzufahren. Aber am Ende — und das ist ja das Wunderbare — komme ich meistens doch irgendwie ans Ziel. Trotz Navi. Oder vielleicht auch wegen Navi. Oder vielleicht wegen Gottes Hilfe.
Denn im Leben ist es eigentlich ganz ähnlich. Die Bibel beschreibt das sehr schön: „Dein Wort ist meines Fußes Leuchte und ein Licht auf meinem Wege.“ (Psalm 119,105). Das ist kein Flutlicht mit Fernscheinwerfer, sondern eher eine Laterne für den nächsten Schritt. Keine Komplettnavigation bis zum Lebensabend, sondern Licht für den Moment. Für den Rest braucht es Vertrauen.
Manchmal wünschte ich mir im Glauben ein Navi mit ein paar mehr Funktionen: Ein „Gefahren voraus!“-Hinweis für kritische Begegnungen. Ein „Tankstelle in 2 km“ für Zeiten, in denen die Kraft zur Neige geht. Oder ein „Sie haben Ihr Ziel erreicht“ – das wäre auch mal schön. Aber der Glaube funktioniert eben anders. Gott verspricht uns nicht, dass wir immer wissen, wo es langgeht. Aber er verspricht, dass wir nie allein unterwegs sind.
Und wenn wir dann doch mal im Dickicht unserer eigenen Irrwege stecken, dann sagt er nicht genervt „Bitte wenden!“, sondern er geht uns nach. Und das immer wieder. Das Evangelium ist gewissermaßen Gottes Geduld in Dauerschleife. Und manchmal, wenn ich mein Navi dann erneut „Route wird neu berechnet“ sagen höre, denke ich: Das hat Gott wohl auch gerade wieder für mich gemacht.
Am Ende wird es so sein: Wir kommen an. Nicht, weil wir immer alles richtig gemacht haben. Sondern weil ER die Route kennt. Und weil ER uns heimbringt. Und vielleicht werden wir dann oben schmunzelnd hören: „Sie haben Ihr endgültiges Ziel erreicht.“