Ich bin neulich mit zwei verschiedenen Socken zur Arbeit gegangen. Erst gegen Mittag hab ich’s bemerkt. Als ich beim Schuhe-Ausziehen in der Küche stand. Eine Socke war gestreift, die andere ohne Muster. Beide bunt. Beide ein bisschen dünn an der Ferse. Aber eben: nicht gleich.
Ich stand da, hab auf meine Füße geschaut. Und dann hab ich mich gefragt: Wie kann das sein? Ich meine, das passiert doch sonst nie.
Offenbar doch.
Ich hab überlegt, ob das vielleicht was mit Müdigkeit zu tun hatte oder einfach mit Gedanken woanders. Vielleicht war ich mit dem Kopf schon beim Gespräch mit dem Kollegen. Oder bei der Einkaufsliste. Wie auch immer – die Socken waren verschieden.
Peinlich war’s mir nicht. Eher rührend. Irgendwie passte es. Zu mir. Zu meinem Tag. Und auch zu dem, was mich im Moment beschäftigt: Dieses Gefühl, nicht ganz zusammenzupassen. So vieles ist gleichzeitig. Freude und Sorge. Müdigkeit und Dankbarkeit. Sehnsucht und Ratlosigkeit. Ich trage gerade zwei ganz verschiedene Seiten mit mir herum. Wie zwei Socken. Unterschiedlich. Und doch gehören sie beide zu mir.
Mir fiel dabei ein Satz aus dem Epheserbrief ein. Da heißt es:
„Ihr seid Gottes geliebte Kinder.“ (Epheser 5,1)
Nicht: Ihr seid perfekt zusammengestellt.
Nicht: Ihr habt alles im Griff.
Nicht: Ihr passt immer zusammen.
Sondern: Ihr seid geliebt. Kinder Gottes. Mit allem, was verschieden ist in euch. Was nicht auf Anhieb passt. Was verbeult oder abgewetzt oder irgendwie nicht sortiert erscheint.
Manchmal glaube ich, dass Gott das ganz besonders liebevoll anschaut: unsere Nicht-Perfektion. Unsere Schrulligkeiten. Unsere kleinen Irrtümer. Unsere ausgeleierten Fersensocken. Weil da so viel Wahrheit drin steckt. So viel echtes Leben. Kein Theater. Keine Inszenierung.
Ich hab die verschiedenen Socken übrigens nicht gewechselt. Ich hab sie den ganzen Tag getragen. Als stille Erinnerung daran, dass ich nicht erst „zusammenpassen“ muss, um angenommen zu sein. Es reicht, dass ich gehe. Mit dem, was ich eben anhabe. Und mit dem, was ich bin.
Gott sieht mich an. Mit beiden Augen. Und beiden Socken.
Und sagt: Du bist mein Kind.