Die Kinder sind bei der Oma. Eine ganze Woche. Und plötzlich ist es still im Haus. Also richtig still. Kein Streit um die Fernbedienung. Kein „Was gibt’s zu essen?“. Kein „Mein Tablet geht nicht!“. Nichts. Nur wir beide. Ein Ehepaar. Allein zu Hause. Wie früher. Oder sagen wir: fast wie früher.
Am ersten Tag haben wir noch viel um die Ohren. Kinder zur Oma fahren. Einkaufen gehen. Der Tag ging schnell rum.
Am zweiten Tag mittags dann endlich die sturmfreie Bude genießen. Entspannt eine Flasche Wein trinken. Essen bestellt. Auf dem Sofa gegessen. Ohne Tisch. Ohne Gemüse – einfach Döner. Und wir haben eine Serie angefangen, die ab 16 ist. Weil wir dürfen. Weil keiner daneben sitzt und sagt: „Langweilig. Ich geh runter..
Und dann – am Abend – wussten wir irgendwie nicht, wohin mit uns. Die Stille war auf einmal zu laut. Der Kühlschrank zu leer. Das Bett zu groß. Und keiner nervt, weil „das Tablet wieder nicht geht“. Da wurde uns klar: Wir sind sturmfrei – aber nicht sorgenfrei.
Manchmal sehnen wir uns nach Ruhe. Und wenn sie da ist, merken wir, wie laut unsere Gedanken werden. Wie sehr uns das Durcheinander auch gefehlt hat. Wie sehr das Chaos zu unserem Leben gehört.
Ich denke da an die Jünger Jesu. Die hatten auch mal kurz sturmfrei. Jesus war auf dem Berg – allein – und sie waren im Boot, ganz für sich. Und dann kam der Sturm. Kein Wellness. Kein Kurzurlaub. Sondern Angst. Und mittendrin kam Jesus zurück. Nicht durch die Tür, sondern übers Wasser. Und sagt: „Ich bin’s. Fürchtet euch nicht!“ (Markus 6,50)
Vielleicht ist sturmfrei gar nicht die Abwesenheit von Lärm. Sondern die Erfahrung, dass Gott auch dann da ist, wenn alles anders ist. Wenn keiner ruft. Wenn keiner was will. Wenn nur noch wir selbst da sind – mit unserer Stille. Und unseren Fragen. Und unserem Wunsch, dass einer da ist, der uns sieht.
Ich freu mich auf die Rückkehr unserer Kinder. Auf das Chaos. Auf das „Was gibt’s zu essen?“ und das „Ich hab keine Lust auf Schule“. Und bis dahin genieße ich den Döner-Duft in der Küche. Und das Sofa. Und den Gedanken: Gott hat auch uns sturmfrei gegeben. Aber, er bleibt in der Nähe. Und kommt, wenn’s unruhig wird.