Psalm 27,1: „Der HERR ist mein Licht und mein Heil; vor wem sollte ich mich fürchten?“
Licht kann ganz unterschiedlich sein. Es gibt das grelle Licht in Wartezimmern. Das müde Licht eines Neonröhrenflurs. Und dann gibt es Sommerlicht. Dieses warme, flirrende, das sich durch Blätter filtert und alles ein bisschen leichter macht. Letzteres mag ich am liebsten.
Neulich bin ich auf einem kleinen Stück Feldweg vor unserer Wohnung gelaufen. Kein besonderer Ort, nur ein Zwischenstück auf dem Heimweg. Aber am Ende angekommen, habe ich kurz innegehalten. Die Sonne war noch nicht richtig durch, aber sie hat angefangen, sich durch das Wolkengrau zu tasten. Und plötzlich lag da dieses zarte Licht auf dem Weg, auf den Weinbergen, auf den Händen. Nicht spektakulär – aber spürbar. Als hätte jemand den Alltag leise angestrahlt.
Ich habe lange geschaut. Und gedacht: Es ist kein Wunder, dass der Psalm mit diesem Wort beginnt. „Der Herr ist mein Licht.“ Denn Licht macht einen Unterschied. Es verändert nichts an der Sache – aber es verändert, wie wir sie sehen.
Manchmal reicht ein Lichtstrahl, damit wir den Mut nicht verlieren. Damit wir wieder weitergehen können. Auch wenn wir noch nicht wissen, wohin genau.
„Und mein Heil“, heißt es dann weiter. Also: meine Rettung. Mein Ausweg. Mein guter Ausgang. Vielleicht ist das das eigentlich Tröstliche: Dass Gottes Licht nicht nur schön ist, sondern rettend. Nicht nur stimmungsvoll, sondern heilsam.
Und dann die Frage: „Vor wem sollte ich mich fürchten?“ Das ist kein mutiger Satz. Sondern ein getrösteter. Einer, der nicht aus sich selbst stark geworden ist. Sondern weil jemand Licht in sein Dunkel gebracht hat. Langsam, leise – aber durchdringend.
Ich bin dann noch ein Stück weitergegangen. Das Licht blieb. Und mit ihm so ein Gefühl von Geborgenheit.
Am Abend hat es wieder geregnet. Aber das war mir diesmal fast egal. Denn wenn Gott mein Licht ist, dann reicht mir auch ein Schimmer – selbst an einem grauen Sommertag.