Er weidet mich auf einer grünen Aue

Vom Glück, satt zu werden

Neulich bin ich an einer Wiese vorbeigekommen. Einfach so. Kein besonderes Ziel, nur ein Spaziergang. Die Sonne stand schräg, die Luft war mild. Und da war sie: diese Wiese. Voller Leben. Kein Lärm. Kein Programm. Nur Gras. Blühendes, duftendes, sich im Wind wiegendes Gras. Ich bin stehen geblieben. Und es war, als würde jemand sagen: Bleib ruhig. Das reicht.

„Er weidet mich auf einer grünen Aue“ (Psalm 23,2) – das ist kein Satz für Getriebene. Kein Aufruf zur Effizienz. Kein Appell, mehr aus sich zu machen. Es ist ein stiller Satz. Einer, der zur Ruhe ruft. Zu einer ganz alten Sehnsucht: endlich ankommen. Endlich aufatmen. Endlich satt sein.

Wir sind ja dauernd unterwegs. Dauernd auf Empfang. Dauernd erreichbar. Und manchmal dabei innerlich leer. Wir machen uns Sorgen um alles Mögliche: die Familie, das Klima, den Kontostand, den Glauben. Und dann dieser Satz. Als würde jemand sagen: Ich weiß, dass du müde bist. Ich bring dich hin. Zu einer grünen Aue.

Nicht zu einem Ort, der glänzt. Sondern zu einem Ort, der nährt. Eine Aue ist keine Bühne. Kein Ziel. Keine Karriere. Es ist ein Stück Leben, das trägt. Für Schafe ein Paradies. Für uns vielleicht ein Tisch, an dem wir willkommen sind. Ein Mensch, der zuhört. Ein Moment ohne Druck.

Ich glaube, solche Auen gibt es. Nicht als Dauerzustand, aber als Geschenk. Wenn der Tag nicht laut sein muss. Wenn ein gutes Wort reicht. Wenn der Atem tiefer geht.

Und dann ist da einer, der das sieht. Der weiß, wo wir satt werden. Nicht mit allem. Aber mit dem, was wirklich zählt. Mit einem Wort. Mit einem Blick. Mit einem Hauch von Frieden. Und das kann genügen.

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